Das nächste Ziel ist der höher gelegene Bergort Kalaw, der als Ausgangspunkt für Trekkingtouren zum Inle See bekannt ist. Um auch etwas von der Landschaft mitzubekommen haben wir uns für die 6-7stündige Tagesfahrt im ‚klimatisierten‘ Minivan entschieden. Der Wagen macht seinem Namen alle Ehre. Dicht aneinandergerückt und mit den Knien gegen die vorderen Sitze gepresst geht die Fahrt los. Von der Klimaanlage die dem Fahrer etwas kühle Luft ins Gesicht bläst ist auf den hinteren Sitzen leider nichts zu spüren.
‚So schlimm kann das ja nicht sein‘ – mag man sich dazu vielleicht denken. Doch der April ist gehört zur heissesten Reisezeit in Myanmar wo das Thermometer gerne über die 40-45 Grad klettert. Bis hin zur Mittagszeit wird es unerträglich heiss. Auch die Landschaft ändert sich zunehmend: die verdorrten Büsche werden noch kahler, bei den Kühen kann man die einzelnen Rippen zählen und im Flussbett erinnern nur die wenigen grünen Stellen an das Wasser das einst hier floss. Ton in Ton zeigt sich die ausgetrocknete Landschaft in einem deprimierenden staubigen Braun.
Ich schaue zu Mike wie er krampfhaft versucht seine Beine in eine Stellung zu verrenken, die halbwegs hinter den Vordersitz passt. Gleichzeitig bilden sich kleine glitzernde Tröpfchen an seiner Stirn die sich langsam ihren Weg entlang dem Nacken zum Oberkörper bahnen. Doch wir haben noch Glück, denn wir sitzen in den vorderen Reihen. Bei einem Blick über die Schulter sehe ich in der hintersten Sitzbank tiefrot-gefärbte resignierte Gesichter die erfolglos versuchen ihren durchgeschwitzten Körpern etwas kühle Luft zuzufächeln.
Mit kleinen Fluchparolen die es in sich haben, versucht Mike gegen die Hitze und den unbequemen Sitz anzukämpfen. Sara, die Retterin in der Not hat Erbarmen (oder vielleicht auch einfach genug von den vielen Flüchen) und bietet ihm ihren Sitz mit etwas mehr Beinfreiheit an. Nach der Hälfte tausche auch ich mit Julia und geniesse die restlichen drei Stunden ohne einengenden Vordersitz.
In Kalaw selbst sind wir nur eine Nacht bevor wir zu unser 3-tägigen Trekkingtour zum Inle Lake aufbrechen. In der Nähe unseres Hostels lernen wir den sympathischen ‚Cho-Cho‘ kennen, der uns als erfahrener Guide auf der Trekkingtour begleitet und die Homestays bei den Bergvölkern organisiert. Zudem gesellt sich zu unserer Gruppe Katarina, eine alleinreisende Backpackerin aus Polen.
Die nächsten drei Tage wandern wir bei 40 Grad 75 Kilometer durch die kargen und doch faszinierende Hügel zum Inle See. Die Landschaft ist dürr und nur vereinzelt spenden einsame Bäume etwas Schatten. Bereits nach kurzer Zeit sind unsere Beine mit einer rostroten Staubschicht gepudert und die ursprüngliche Schuhfarbe lässt sich nur noch erahnen.
Cho-Cho ist ein geübter Wanderer. Gutmütig gewährt er uns kurze Trinkpausen, drängt dann aber weiter, sodass wir vor der grossen Mittagshitze im Dorf sind und eine Siesta einlegen können.
Der erste Tag verläuft ganz gut und so erreichen wir am Abend erschöpft mit ein paar wenigen Blasen an den Füssen unseren ersten Homestay in einem kleinen Bergdorf.
Über dem Feuer kocht die Gastgeberin unser Abendessen, während Mike und Julia die Schweine füttern und Cho-Cho gutgelaunt an seinem Whisky nippt. Es duftet wunderbar als wir uns an den Tisch setzen und überraschenderweise entpuppt sich das Essen als das Allerbeste auf unserer ganzen Reise durch Myanmar.
Todmüde von der Wanderung und vor allem der Hitze fallen wir am Abend ziemlich früh in einen tiefen Schlaf.
Der zweite Tag ist etwas beschwerlicher als der Vortag. Stundenlang wandern wir durch eintöniges, dürres, abgestorbenes Land bis wir zu Mittag endlich das nächste Dorf erreichen. Julia hat einen leichten Sonnenstich und ist froh endlich etwas Schatten zu geniessen. Auch ich setze mich müde hin. Meine Zehen brennen und als ich die Schuhe ausziehe erschrecke ich selbst beim Anblick der grossen Blasen die sich wie ein 6ster Zeh an meinen Fuss schmiegen. Mit grösster Mühe und etwas Mitleid zwänge ich den Alptraum wieder in die Schuhe und kämpfe mich durch die Stunden zum Abend. Die grosse Lehre die ich für mich daraus zog möchte ich euch nicht vorenthalten. Falls ihr über das passende Schuhwerk für eure Asienreise nicht sicher seid, lasst auf jeden Fall die Finger von Goretex Schuhen! In unseren Breitengraden mögen sie mit ihrer Wasserdichtheit punkten, hier aber – bei 40 Grad – verwandeln sie sich wortwörtlich in eine Dampfsauna die den Fuss von innen isoliert.
Zur Belohnung für die heutigen Strapazen überrascht uns Cho-Cho mit einem Halt an einem kleinen Fluss wo wir uns eine Abkühlung gönnen dürfen. Gutgelaunt lässt Mike es sich nicht nehmen ein paar dumme Sprüche über Julias und meinen Zustand zu reissen, welche mit der entsprechenden Reaktion gewürdigt werden.
Auch an diesem Abend übernachten wir wieder in einem authentischen Dörfchen bei einer netten Familie. Mike findet vor allem Gefallen an der Katze die eine Ratte gefangen hat und dokumentiert das Ganze mit seiner Kamera. Falls jemand an der Fotostory interessiert ist, dürft ihr euch gerne an Mike wenden :-).
Am letzten Tag ist die Wanderung etwas kürzer, es liegen nun nur noch 17 Kilometer vor uns. Glücklich und etwas erschöpft von den Vortagen machen wir uns auf den Weg Richtung Inle Lake wobei wir noch einen Zwischenstopp im Kloster einlegen wo Mike die kleinen Mönchsjungen im Kung Fu trainiert.
Gegen Mittag erreichen wir dann endlich (!) den See wo wir stolz und von Euphorie überschwemmt unseren wohlverdienten Lunch entgegennehmen. Auch wenn die Wanderung aufgrund der Hitze und der grossen Blasen an meinen Füssen sehr streng war, würden wir sie euch allen empfehlen. In der Hauptsaison soll die Landschaft wohl Einiges mehr zu bieten haben, dafür wandert man dann mit dem grossen Touristenstrom, da hatten wir also auch einen Vorteil.
Zum Schluss geht es mit dem Longboat vorbei auf den hängenden Gärten über den See nach Nyaung Shwe.
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