Die ersten Tiefpunkte auf unserer Reise

Dezember 17, 2015

Hier in Trivandrum, der südlichsten Stadt von Indien, lernen wir das Land von einer anderen Seite kennen als es sich uns in Goa offenbarte – gnadenlos und unbarmherzig. Trivandrum ist die grösste Stadt des indischen Staats Kerala und auch eine der Ältesten. Sie war schon in der Antike bekannter Angelpunkt für den Gewürzhandel. Heute, so kommt es uns vor, ist sie nur noch ein Schatten dessen was sie einmal war.

Als wir ankommen giesst es aus Eimern vom Himmel. Monsunartige Regengüsse prasseln auf uns nieder als wir vom Bahnhof mit der Rikscha zum Hotel fahren.

Wir hatten etwas recherchiert und deshalb die ersten Taxis am Bahnhof, welche den 5-fachen Preis verlangten, gekonnt abgewimmelt. Etwas stolz sitzen wir in unserer Rikscha und klatschen ab.

Während wir in unserem Tuktuk die ersten Eindrücke von Trivandrum bekommen, verschwindet das letzte Licht der Sonne endgültig hinter den sich am Horizont türmenden Regenwolken. Gnädig verschlingt der Schatten der Dämmerung den ganzen Müll der am Strassenrand liegt. Jetzt ist es vor allem unsere Nase die von einem fast schon brennenden Gestank, aus Verwesung Urin und Abgas begrüsst wird. Die Strassen haben sich in eklige Flüsse verwandelt und in ihnen treibt der ganze Unrat der Kanalisation.

Dann kommen wir endlich an. Die von uns gewählte Unterkunft „Swapna Residency“ ist ein Low-Budget Hotel, hatte aber auf Tripadvisor durchaus gute Bewertungen, weshalb wir uns entschieden die nächsten zwei Nächte hier zu verbringen. – Das dies unsere bisher schlimmsten Nächte werden, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen.

Jetzt liegen wir hier. Es ist 4 Uhr morgens und wir sind noch wach. Alles stinkt – das WC, was mit einer Brause über der Toilette gleichzeitig Dusche ist, wurde zur konterminierten Zone erklärt, zu welcher die Türe ständig geschlossen bleiben muss! Denn aus dem Abfluss riecht so bestialisch – 10-mal schlimmer wie man es von der hässlichsten Bahnhofstoilette in der Schweiz kennt. Niemand wagt sich freiwillig da rein.

Ich liege auf dem Rücken und starre an die Decke, zu einem vor sich hinächzendem Ventilator der gegen das feuchtheisse Klima ankämpft – Ameisen und andere Käfer kreuzen meinen Blick. Die Matratze – nicht dicker als 2 aufeinandergelegte Badetücher – lässt mich sehnsüchtig an mein Bett zuhause denken. Von draussen hört man das Hupen des Verkehrs und durch die Löcher in der Wand tropft einem sporadisch der Regen ins Gesicht. Ja hier gibt es echt nur das Nötigste für die 600 Rupien (ca. 4 CHF pro Person). Bekannte Standards, wie Handtücher und Klopapier sucht und erfragt man hier vergebens.

Aber hey, dieses Hotel ist bei Weitem noch nicht das Günstigste – ich will gar nicht wissen was uns anderorts erwartet hätte …

Nun gut, bis zu dem Punkt hätte einem irgendwann die Müdigkeit hinweggerafft und man hätte das alles im Schlaf ertragen.
Doch nicht wenn Indien in seiner vollen Pracht erstrahlt.

Nicole, welche mit Magenkrämpfen und vom Brechdurchfall geplagt immer wieder zwischen WC und Bett wechselt, erhielt beim Abendessen in einem der nahen Strassenrestaurants, den von allen vorhergesagten, indischen Kuss aus der Küche. Das Essen war durchaus geniessbar und schmeckte durch seine Schärfe auch echt nicht schlecht (oder nach was anderem als scharf). Wir reinigten unsere Hände, assen nur gekochtes & tranken kein Wasser – trotzdem hat es sie erwischt. Jetzt ist sie kaum mehr ansprechbar und das Übel nimmt seinen Lauf. „Das einzig Positive …“, meint sie „… ist, dass mir der Gestank jetzt ’scheissegal‘ ist“.

Streetfood – Nicoles Verhängnis

Ich liege da und hoffe weiterhin auf den Morgen. Mein Bein pocht und ein stechender Schmerz hält mich wach. Die Schürfwunden, welche ich mir vor drei Tagen bei einem Sturz am Fuss zugezogen habe, wollen einfach nicht heilen. Ich hatte das tropische Klima und die darin lebenden Bakterien völlig unterschätzt.

Aus einer, in der Schweiz mit einem Lächeln abgetaner, kleinen Verletzung der oberen Hautschicht – einer Schürfung, wie ich sie als Kind schon an beiden Knien und Ellbogen mehrmals hatte – entwickelt sich zu einer ernstzunehmender Infektion. Trotz grosszügiger Reiseapotheke (Nicole sei dank!) mit Desinfektionsmittel und Pflaster will sich die Wunde bei diesem tropischen Klima einfach nicht schliessen.

Das Blut hatte irgendwie nie eine Chance zu gerinnen, und die in der Apotheke erfragte antiseptische Creme kommt einfach nicht gegen den sich ständigen neubildenden Eiter an.

In so einem Moment verflucht man dieses Land. Dennoch erhellen einem die ganzen Leute die darin leben – die einem herzlich und voller Mitgefühl begegnen. Jederzeit freundlich und mit einem Lächeln fragen sie nach einem Foto, weisen einem den Weg oder verteilen gutgemeinte Ratschläge.

Sie alle ertragen dieses Schicksal mit einem Lächeln, jedoch wäre es an der Zeit –denke ich – dieses Schicksal mit einer etwas ernsteren Miene zu ändern.

1 comment

  1. Comment by Pokey

    Pokey Reply Januar 15, 2017 at 5:01 pm

    No quioetsn this is the place to get this info, thanks y’all.

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