Trotz der vielen Bilder und furchteinflössenden Blogeinträge, entscheiden wir uns für das Abenteuer „Eine Nacht im Sleeper Train“. Bereits bei der Ticketbuchung stellen sich uns die ersten Herausforderungen.
Viele indische Züge sind sehr gut organisiert und wer ein Ticket im Schlafabteil möchte, sollte dafür im Voraus buchen. Normalerweise sind Reservationen ab 3 Monate vor der Abreise möglich, was man bei populären Strecken, in der Hochsaison oder bei religiösen Festen auch unbedingt machen sollte. Wenn man dann noch nicht im Land ist, stellt sich die zweite Hürde. Für die Buchung über IRCTC Indian Railways braucht man zur Registrierung eine indische Telefonnummer. Wer dies nicht hat, sollte bei der Registration eine stellvertretende Telefonnummer eingeben und danach die erhaltene selbstgenerierte Mail mit einem Scan des Passports an care@irctc.co.in weiterleiten und nach einem Login-Passwort fragen.
Als wir die ganze Prozedur hinter uns hatten und endlich buchen wollten, war dies über die IRCTC-Seite leider nicht möglich, da sie für die Zahlung nur AMEX-Karten oder indische Konten akzeptierten. Als Alternative kann man über Cleartrip.com, yatra.com oder makemytrip.com Zugtickets kaufen, es wird einem einfach noch die Kommission dazugerechnet. Falls eure Reisezeit begrenzt ist, würden wir Cleartrip empfehlen, das hat bei uns gut geklappt. Wenn ihr zeitlich flexibel seid und nicht an einem bestimmten Datum einen Zug braucht, funktioniert es bestens wenn ihr erst in Indien bei einer der vielen Travel Agencies vorbeigeht und ein Ticket bucht. Wir haben das bis jetzt immer so gemacht und irgendwie schafften es die lieben Tour Operators immer für uns Tickets in einem eigentlich bereits ausgebuchten Zug hervorzuzaubern und dies kommt dann in der Regel günstiger oder gleich teuer wie über Cleartrip. Unser Tipp: Informiert euch über die ungefähren Preise, sodass ihr mit der Travel Agency falls nötig um den Preis handeln könnt, auch hier gibt es Abzocker.
In den indischen Zügen gibt es eine Variation an unterschiedlichen Zugklassen wobei man schnell den Überblick verliert. Hier erklären wir euch kurz die einzelnen Klassen.
Second Class (2S)
Die Second Class ist die günstigste Zugklasse in Indien. Hier findet man vor allem Leute aus ärmeren Schichten, welche sich kein Ticket in der Sleeper Class leisten können. Für eine kurze Zugfahrt am Tag kann man diese einmal ausprobieren, für längere Fahrten würden wir euch aber davon abraten. Es ist laut, dreckig und die Gefahr das etwas gestohlen wird sehr gross. Für diese Klasse sind keine Reservationen möglich, dementsprechend drängen sich die Leute um die Eingänge – Schubsen, Schlagen und Anfassen inklusive.
Sleeper Class (SL) / (3-Non-AC)
Die indische Mittelschicht schläft grösstenteils in der Sleeper Class. Im offenen Abteil gibt es sechs Betten (upper, middle, lower) und dann noch zwei Betten gegenüber im Gang. Die mittleren Betten werden tagsüber hochgeklappt sodass die unteren Betten als Sitzbänke dienen. Zur Kühlung gibt es Ventilatoren und die Fenster sind gewöhnlich offen. Damit in den Bahnhöfen keine Leute durch die Fenster eindringen, sind diese durch Gitter versehen. Am Ende des Zugwagens gibt es Toiletten (Indian und Western style). Die SL ist generell sehr laut, überfüllt und schmutzig, es lohnt sich daher, sein Gepäck anzuketten. Wer etwas mehr Privatsphäre möchte, sollte 3AC buchen.
Three Tier Air Conditioned Class (3AC)
Von der Grundausstattung ist diese Klasse ähnlich wie die SL, sie bietet aber mehr Ruhe, Komfort, Sauberkeit und aus unserer Sicht auch Sicherheit. Die Fenster sind aus getöntem Glas und lassen sich aufgrund der Klimaanlagen nicht öffnen. Fürs Schlafen erhält man zwei saubere Laken, ein Kissen und eine Wolldecke und der Schlafwagen wird über Nacht auf beiden Seiten abgeschlossen. Ein grosses Plus: Die Toiletten sind in dieser Klasse einiges sauberer als in der Sleeper Class.
First Class Air Conditioned (1AC)
Diese Klasse gibt es nur auf wenigen populären Interstate Routen. Die Kosten sind fast doppelt so hoch wie 2AC im ähnlichem Rahmen wie ein Flugticket. Die Abteile haben zwei oder vier Betten und lassen sich abschliessen. Zudem sind die Badezimmer komfortabler. Die einzige Schwierigkeit ist, dass man bei der Buchung nicht angeben kann ob man ein 2- oder 4-er Abteil möchte.
Wir sind meist 3AC gefahren, tagsüber auch ein paar Mal in der Second Class. In der 3AC hat man einen gewissen Komfort und kommt doch auch mit den Leuten ins Gespräch. Für uns war es eine tolle Erfahrung mit vielen spannenden und netten Zuggefährten. Wir haben von anderen gehört, dass als Backpacker auch die Non-AC Klasse ganz in Ordnung sei, es ist aber wahrscheinlicher dass einmal etwas geklaut wird. Diese kostet etwa halb so viel wie 3AC, und ist somit falls ihre keine teure Kamera/Laptop/etc. dabeihabt sicherlich eine kostengünstige Alternative.
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