Tianmen Mountain & Zhangjiajie Nationalpark
Juni 26, 2017
„Jetzt nur noch kurz das Wetter in Indien checken und die letzte Nacht im bequemen Bett geniessen.“ – war die ursprüngliche Idee – falsch gedacht, das Schicksal hatte ein ganz andere Pläne für uns.
Entsetzt starrten wir auf die aktuellen Bilder und Wetterprognosen von Chennai, wo unsere Reise starten sollte. Meterhohes Wasser und Überschwemmungen im ganzen Bundesstaat Tamil Nadu. Was hat wohl die indischen Regengötter derart erzürnt?
Da man in der ganzen europäischen Presse keine weiteren Infos dazu fand, waren wir uns unsicher wie schlimm die Lage wohl tatsächlich war. Nachdem Mike alle Social Media Kanäle durchgeklappert hatte, wurden wir immer unsicherer. Überall #prayforchennai. Ein Zyklon hatte in den letzten 48 Stunden einen Jahrhundertregen über Chennai gebracht.
Irgendwann frühmorgens um 2.30 Uhr entschlossen wir uns, unsere Route umzuändern und den ganzen Südosten Indiens wegzulassen. Da unser Flug bereits in 8 Stunden geplant war, galt es keine Zeit zu verlieren. Das begann ja gut, schon vor der Reise nahmen wir unsere kurz davor abgeschlossene Reiseversicherung in Anspruch und liessen uns von der netten Dame an der 24h-Hotline beraten.
Glück gehabt, Umbuchen kein Problem! – Müde und etwas entspannter liessen wir uns um mittlerweile fast 4Uhr ins Bett fallen und genossen noch 2.5 Stunden Schlaf in unserem bequemen Luxusbett :).
Danach ging es los zum Flughafen wo wir uns für den Flug bis nach Delhi eincheckten und den Weiterflug nach Chennai vorerst wegliessen.
Der Abschied war herzlich, danke an alle die kamen! Freudentränen und Umarmungen später gingen wir zu zweit durchs Check-in – dieser Moment ist magisch – es wird einem bewusst, das es jetzt echt endlich los geht. Solange hatten wir auf diesen Zeitpunkt gewartet und die Tage gezählt. Die ganze Anspannung und Vorfreude der Vorbereitung der letzen Tage entlud sich nun in dieser Sekunde.
Bereits im Flugzeug – hiess es „Welcome to India“
Sieben Stunden später landeten wir in Indien. (Mike‘s Filmtipp dazu: Youth)
Rein ins Abenteuer und inmitten des Kreuzfeuer indischer Blicke. Indien ist eine andere Welt – ein totales Chaos das sich aber irgendwie selbst reguliert. Das wurde uns am Flughafen von Delhi langsam aber sicher bewusst.
Vollgepackt mit unseren Rucksäcken fragten wir die ersten zwei Flughafenmitarbeiter nach Rat, wo wir denn unsere Weiterflüge unbuchen könnten. Die Antwort „Chennai not good“ und den nach links ausgestreckten Arm interpretierten wir auf unsere Weise und liefen in die entsprechende Richtung. Mittlerweile fanden wir heraus das vorerst sowieso alle Flüge nach Chennai gecancellet sind. Nach langem Umherirren von einer Seite des Flughafens zur Anderen, fanden wir endlich den Air India Schalter wo ein Beamter sich lustlos unseres Problems annahm.
„Einer nach dem Anderen“ gilt in Indien nicht. Obwohl wir zuvorderst in der Schlange standen und bereits bedient wurden, schafften es die vier Inder sich an uns vorbeidrängen und lauthals ihren Vorderungen zu verkünden. Hier gilt also „Wer lauter ist kommt zuerst“ – und so liefen Sie stolz mit ihren Tickets an uns vorbei. Da wir sowieso die nächsten 8 Stunden auf unseren Weiterflug nach Goa warten mussten, störte uns dies nicht sonderlich und wir sahen dem Treiben amüsant zu. Auch um uns hatte sich mittlerweile eine kleine Fangemeinschaft gebildet, schien als ob gewisse Delhianer das erste Mal eine blonde Frau sahen.
Flugticket auf Indisch :)
Acht lange Stunden später, standen wir mit verspanntem Rücken und deutlichen Augenringen endlich am Check-in nach Goa. Dieser Flug ging schnell und schon sassen wir im Taxi in Richtung South Goa, zu unserem Ziel Agonda Beach.
Eine Autofahrt in Indien ist ein kleines Abenteuer für sich, aber mit den heiligen drei Regeln gut zu meistern:
– Regel No. 1: Vortritt gehört demjenigen mit der lautesten Hupe, je öfter du hupst umso besser.
– Regel No. 2: Wieso auf der eigenen Spur fahren, wenn der Mittelstreifen frei ist.
– Regel No. 3: Gebremst wird nur bei Kühen, denn diese sind hier heilig.
Anfangs krallten wir uns noch etwas ängstlich in unsere Sitze und unsere Zehen rollten sich bei all den waghalsigen Manövern regelrecht ein. Doch schnell merkten wir, dass unser Taxifahrer einer der geübten Fahrer sein musste. Geschickt sicherte er sich den Mittelstreifen und hupte sich schlängelnd durch die chaotischen Strassen.
Verschwitzt erreichten wir nach 80 Minuten laut hupend Agonda, ein schönen, nicht ganz so touristischen Strand im Süden Goas. Hier fanden wir unsere erste Perle – „Secret Garden“ – eine kleine, wunderschöne Siedlung mit wenigen einfach eingerichteten Bungalows direkt am Strand, die sogenannten Beach Huts, die man in Asien überall findet. Die 1000 Rupien zahlten wir gerne für dieses Bijou, in welchem wir die nächsten Tage wohnen würden. Todmüde fielen wir in unser Bett und schliefen die nächsten 48 Stunden durch.